Uruguay – vier Orte zwischen Atlantikstrand und Altstadtgassen

Luftaufnahme mit gelbem Leuchtturm, Wohnvierteln und Hafen von Punta del Este.

Uruguay für Entdecker: Kleine Städte, weite Küsten und warum dich dieses Land am Río de la Plata länger festhält, als du planst

Uruguay gehört zu den Ländern, die viele auf der Karte suchen müssen, und genau das macht den Reiz aus, denn hier reist du durch ein entspanntes, sicheres und überschaubares Land, in dem Kühe fast so zahlreich sind wie Menschen. Mit nur rund 3,5 Millionen Einwohnern wirkt Uruguay eher wie eine große Provinz mit Meerzugang als wie ein klassischer Staat und bietet dir kurze Entfernungen, milde Temperaturen und ein gemütliches Tempo, das ideal ist, wenn du Südamerika ohne Hektik erleben möchtest.

Das Land liegt eingeklemmt zwischen den Schwergewichten Brasilien und Argentinien, fühlt sich aber viel ruhiger an und ist ein guter Einstieg, wenn du den Kontinent erst einmal in kleinerer, überschaubarer Form kennenlernen willst. Du fährst an endlosen Weiden vorbei, siehst immer wieder Rinderherden, Pferde und Estancias und merkst schnell, dass hier Landwirtschaft und das Leben auf dem Land zum Alltag gehören.

Blick auf den Palacio Salvo und Palmen an der Plaza Independencia in Montevideo, Uruguay.
Palmen und Palacio Salvo in Montevideo – Bildnachweis: Leamus – iStock-ID: 1973319164

Die Sommer liegen, wie in der gesamten südlichen Hemisphäre, zwischen Dezember und Februar, dann sind die Strände voll, die Abende warm und die Beachclubs offen, während Frühling und Herbst sich perfekt für Stadtbummel, Roadtrips und Weinverkostungen eignen. Im Winter kann es frischer werden, aber meist bleibt es mild genug für Spaziergänge an der Rambla und Ausflüge aufs Land.

In den Cafés sitzen Familien und Freunde beim Mate zusammen, dem typisch bitteren Kräutertee, der überall aus Thermoskanne und Kalebasse geteilt wird, und schon nach ein paar Tagen fühlst du dich fast dazugehörig, wenn dir jemand den Becher anbietet. Auf den Plätzen spielen Kinder, ältere Leute treffen sich zum Plaudern und du hast oft das Gefühl, dass die Uhren hier etwas langsamer ticken und Zeit für ruhige Momente bleibt.

Sandstrand mit historischem Gebäude am Wasser in Montevideo, Uruguay.
Historisches Strandgebäude in Montevideo – Bildnachweis: Donyanedomam – iStock-ID: 943475796

In diesem kleinen Land treffen koloniale Altstädte, moderne Strandpromenaden und wilde Dünenlandschaften aufeinander, dazu kommen Weingüter, Estancias und Nationalparks mit viel Platz und wenig Menschen. Die Wege zwischen den Orten sind kurz, die Busse bequem, gut organisiert und relativ günstig, Mietwagen lassen sich problemlos organisieren und die Grenzsprünge nach Argentinien oder Brasilien sind unkompliziert, etwa mit der Fähre über den Río de la Plata.

In den Restaurants gibt es gegrilltes Rindfleisch vom Asado, Fisch und Meeresfrüchte vom Grill, Empanadas und viel italienisch geprägte Küche mit Pasta, Pizza und Eis, was nicht überrascht, denn viele Uruguayer haben europäische Wurzeln. Vier Orte eignen sich besonders gut, um Uruguay kennenzulernen, jeder mit ganz eigenem Ton: die Hauptstadt Montevideo, das koloniale Colonia, das mondäne Punta del Este und das abgelegene Cabo Polonio.

Felsige Uferzone mit Skyline an der Rambla von Montevideo, Uruguay.
Küstenpromenade von Montevideo im Abendlicht – Bildnachweis: Rudimencial – iStock-ID: 1124509540

Während du in der Hauptstadt das Alltagsleben, Märkte, Museen und die lange Uferpromenade kennenlernst, tauchst du in Colonia in ein UNESCO-geschütztes Altstadtidyll mit Kopfsteinpflaster ein, liegst in Punta del Este an endlosen Stränden mit Hochhauskulisse und verbringst in Cabo Polonio vielleicht die stillste Nacht deiner Reise in einem Dorf ohne Straßenbeleuchtung. So entsteht eine Route, die sich gut mit zwei oder drei Wochen Urlaub verbinden lässt, sich problemlos an deine Reisepläne in Südamerika anpassen lässt und dir einen runden ersten Eindruck von Uruguay gibt.

Montevideo – entspannte Hauptstadt am Río de la Plata

Montevideo liegt an einer weiten Bucht des Río de la Plata, breitet sich entlang der Küste aus und ist mit rund 1,3 Millionen Einwohnern die mit Abstand größte Stadt des Landes, in der etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt. Dadurch fühlt sie sich an vielen Ecken gleichzeitig wie Hauptstadt, Hafenstadt und entspannter Küstenort an. Das Klima ist ganzjährig relativ mild, die Sommer sind warm, aber selten extrem heiß, die Winter eher kühl, windig und feucht, sodass du eher mit Jacke als mit dicker Winterausrüstung unterwegs bist. Schnee und extreme Kälte sind die Ausnahme, was die Stadt das ganze Jahr hindurch gut bereisbar macht und dir viel Spielraum bei der Reiseplanung lässt, egal ob du lieber im südamerikanischen Sommer baden oder im Frühjahr und Herbst durch die Stadt spazieren möchtest.

Drohnenblick auf Parks, Straßen und Hochhäuser entlang der Küste von Montevideo, Uruguay.
Luftaufnahme der Küste von Montevideo – Bildnachweis: Michele Ricucci – iStock-ID: 2233160868

Du landest meist am internationalen Flughafen Carrasco östlich der Stadt, einem modernen, übersichtlichen Airport, und fährst von dort mit Shuttle, Taxi oder Mietwagen in etwa einer halben Stunde ins Zentrum. Alternativ kommst du von Buenos Aires mit der Fähre direkt nach Montevideo oder nach Colonia und reist von dort mit dem Bus weiter, was sich gut in eine Kombination aus Uruguay und Argentinien einfügt. In der Stadt selbst kommst du mit Bussen, Taxis und Fahrdienst Apps gut voran, die wichtigsten Linien verbinden Innenstadt, Strandviertel und Wohngebiete. Viele Bereiche sind erstaunlich lauf und radfreundlich, da sich ein großer Teil des Stadtlebens entlang der langen Rambla abspielt, der rund 22 Kilometer langen Uferpromenade, auf der Einheimische spazieren, joggen, Mate trinken, Fahrrad fahren und den Sonnenuntergang beobachten. Wenn du dir ein paar Tage Zeit nimmst und immer wieder an die Küste zurückkehrst, merkst du schnell, wie sehr dieser Uferweg das Tempo und die Stimmung der Stadt prägt.

Auffällig rote Backsteinkirche mit Kuppeln in Montevideo, Uruguay.
Rote Kirche im Abendlicht von Montevideo – Bildnachweis: quelo73 – iStock-ID: 508936085

Als Besucher beginnst du oft in der Ciudad Vieja, der Altstadt mit kolonialen Fassaden, alten Stadttoren, Kirchen und Plätzen wie der Plaza Independencia, an der das monumentale Palacio Salvo in den Himmel ragt. Von hier aus schlenderst du durch Gassen mit Cafés, kleinen Läden und Straßenkunst bis zum Mercado del Puerto, einer historischen Markthalle, in der dich die Grills mit meterlangen Fleischspießen, Chorizos und Asado im dichten Rauch empfangen. Tagsüber kannst du Museen besuchen, etwa das Museo Torres García oder Stadtmuseen in historischen Gebäuden, und am Abend zeigt sich die kulturelle Seite in Theatern und Konzerthäusern, allen voran im klassizistischen Teatro Solís, das auch Führungen anbietet. Nach Sonnenuntergang werden die Bars langsam voll, Live Musik dringt auf die Straße und in manchen Vierteln erklingen die Trommeln des Candombe, jenem Rhythmus afro uruguayischer Tradition, der besonders während des uruguayischen Karneval von Ende Januar bis in den März hinein auf Straßen, Umzügen und Bühnen zu hören ist.

Zu den Aktivitäten gehören klassische Stadtführungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad, bei denen du einen Überblick über Geschichte, Architektur und Alltagsleben bekommst, ebenso wie ein Tag am Strand von Pocitos, Buceo oder Carrasco, wo sich Stadtbewohner nach Feierabend treffen. Fußballfans können das Estadio Centenario besuchen, das eine wichtige Rolle in der Geschichte der Weltmeisterschaft spielt, und sich im Museum in die Anfänge des Fußballs auf dem Kontinent vertiefen. Wer etwas aus der Stadt hinausmöchte, plant einen Ausflug zu nahe gelegenen Weingütern im Hinterland, probiert dort Tannat, die typische Rotweinsorte des Landes, und genießt ein langes Mittagessen mit Blick auf Reben und sanfte Hügel.

Weißer „Montevideo“-Schriftzug vor Skyline und Wasser in Montevideo, Uruguay.
Montevideo-Schriftzug am Río de la Plata – Bildnachweis: Thiago Santos – iStock-ID: 826424260

Kulinarisch dreht sich in Montevideo vieles um Fleisch vom Grill, egal ob im einfachen Straßengrill oder in der klassischen Parrilla mit offener Feuerstelle, doch auch Fisch, Meeresfrüchte, Pastagerichte, Empanadas und Süßes wie Dulce de Leche gehören fest zum Alltag. Dazu kommen Craft Biere, lokale Weine und unzählige Thermoskannen mit Mate, die du besonders abends an der Uferpromenade siehst. Preislich liegt die Stadt für südamerikanische Verhältnisse eher im oberen Mittelfeld, die Lebenshaltungskosten erinnern eher an kleinere europäische Städte, dennoch kannst du mit einfachen Parillas, günstigen Tagesmenüs und Busfahrten dein Budget gut steuern, während Kreditkarten fast überall akzeptiert werden und Geldautomaten leicht zu finden sind. In Sachen Sicherheit gilt Montevideo als eine der sichereren Großstädte des Kontinents, trotzdem solltest du vor allem nach Einbruch der Dunkelheit Wertsachen nicht offen tragen, besser Taxis oder Apps für längere Wege nutzen und dich an belebten Plätzen orientieren. Für Reisende mit Mobilitätseinschränkungen bietet die Stadt moderne Busse, relativ breite Gehwege an der Küste und immer mehr rampen oder liftgestützte Zugänge zu Museen und öffentlichen Gebäuden, auch wenn historische Pflasterstraßen und höhere Bordsteine in der Altstadt nach wie vor eine gewisse Herausforderung darstellen können.

Historischer Leuchtturm an der Küste mit Montevideo im Hintergrund, Uruguay.
Leuchtturm bei Montevideo mit Stadtblick – Bildnachweis: Donyanedomam – iStock-ID: 932549548

Colonia del Sacramento – Kopfsteinpflaster am Río de la Plata

Colonia del Sacramento liegt westlich von Montevideo direkt am mächtigen Río de la Plata und wirkt auf den ersten Blick wie aus der Zeit gefallen. Das historische Viertel gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und erinnert mit seinen schiefen Kopfsteinpflastergassen, pastellfarbenen Häusern, weißen Kirchen und Resten der alten Stadtmauern eher an eine portugiesische Kleinstadt als an Südamerika. Zwischen den niedrigen Fassaden wachsen Bougainvilleen, Katzen dösen in der Sonne und in vielen Hauseingängen stehen alte Stühle, auf denen die Bewohner den Tag beobachten. Abends tauchen Laternen und warmes Licht die Straßen in eine fast filmreife Stimmung, und sobald die Tagesausflügler abgereist sind, wird es spürbar ruhiger.

Weißer Leuchtturm mit alten Steinruinen im historischen Zentrum von Colonia del Sacramento.
Leuchtturm über den Ruinen in Colonia del Sacramento – Bildnachweis: Valeria Venezia – iStock-ID: 1485269449

Die Stadt ist klein und überschaubar, was sie ideal für einen Zwischenstopp zwischen Buenos Aires und Montevideo macht. Viele Reisende bleiben zunächst nur eine Nacht und verlängern dann spontan, weil das Tempo hier so angenehm langsam ist. Am bequemsten erreichst du Colonia mit der Fähre von Buenos Aires in rund einer Stunde, je nach Anbieter und Ticketkategorie auch etwas länger. Alternativ nimmst du den Fernbus von Montevideo, der in etwa zweieinhalb Stunden durch flache, grüne Landschaften mit Rinderweiden und Estancias fährt. Vom Busbahnhof oder Fährterminal bist du zu Fuß schnell im Zentrum, und wer nicht laufen möchte, nimmt ein Taxi oder bucht vor Ort eine kleine Unterkunft im Altstadtkern.

Bunte alte Häuser säumen eine steile Kopfsteinpflasterstraße in Colonia del Sacramento.
Kopfsteinpflastergasse in Colonia del Sacramento – Bildnachweis: Leandro Saldivia – iStock-ID: 2200547636

Vor Ort kommst du zu Fuß fast überall hin, denn das historische Zentrum liegt kompakt auf einer Halbinsel direkt am Wasser. Viele Besucher mieten sich Fahrräder oder kleine Golfwagen und fahren damit am Ufer entlang, zu Aussichtspunkten und ruhigeren Strandabschnitten außerhalb des Zentrums. Hauptsehenswürdigkeit sind die Altstadtgassen, die Stadtmauer mit dem Stadttor, der Leuchtturm mit weitem Blick über Dächer und Fluss sowie kleine Museen, die die koloniale Geschichte und den Wechsel zwischen portugiesischer und spanischer Herrschaft erklären. Dazu kommen zahlreiche Fotospots mit alten Autos, die dekorativ am Straßenrand stehen, bunten Türen und Fensterläden und dichten Blütenranken, die sich über die Fassaden ziehen.

Die beliebtesten Aktivitäten drehen sich darum, ohne festen Plan zu flanieren, immer wieder in Seitenstraßen abzubiegen und an der Uferpromenade den Sonnenuntergang zu beobachten. Du kannst eine Bootsfahrt auf dem Río de la Plata machen, auf einer Bank sitzen und Mate trinken oder dir in einem Café ein Stück Kuchen bestellen und einfach den Tag vorbeiziehen lassen. Viele Lokale haben Innenhöfe oder kleine Terrassen, auf denen du unter Bäumen sitzt und das Kopfsteinpflaster unter dir siehst. Wer mehr Zeit mitbringt, unternimmt kleine Ausflüge in die Umgebung, besucht Weingüter im Hinterland oder kombiniert Colonia mit weiteren Orten entlang der Küste Uruguays.

Drohnenaufnahme der Halbinsel von Colonia del Sacramento mit Hafen und Wasser.
Luftblick auf Colonia del Sacramento am Río de la Plata – Bildnachweis: Michele Ricucci – iStock-ID: 2233159991

Kulinarisch findest du gegrilltes Fleisch, lokale Fischgerichte, Pasta und Pizza, dazu viel Kaffee, Eis und süßes Gebäck. Weil Colonia auch bei Wochenendausflüglern aus Buenos Aires beliebt ist, gibt es einige hübsche Brunchlokale, in denen du lange frühstücken kannst. Die beste Reisezeit hängt davon ab, wie warm du es magst. Im Sommer ist es am lebhaftesten, die Tage sind heiß, die Abende lang und die Uferpromenade gut besucht. Frühling und Herbst sind milder und ruhiger, ideal für Spaziergänge ohne Hitze. Im Winter ist es zwar kühl und manchmal windig, doch oft sorgen klare, sonnige Tage für eine angenehme Stimmung.

Kopfsteinpflasterstraße führt zwischen alten Häusern zu einer weißen Kirche in Colonia del Sacramento.
Historische Straße zur Kirche in Colonia del Sacramento – Bildnachweis: Elijah-Lovkoff – iStock-ID: 1060533106

Colonia gilt wie der Rest Uruguays als relativ sicher. Trotzdem solltest du abends in dunkleren Gassen aufmerksam bleiben, keine größeren Summen offen zeigen und dir bei längeren Wegen lieber ein Taxi zur Unterkunft nehmen. Preislich liegt die Stadt etwas über dem Landesdurchschnitt, weil viele Argentinier spontan für einen Tag oder ein Wochenende übersetzen. Abseits der touristischen Hotspots findest du jedoch weiterhin einfache Restaurants, kleine Gästehäuser und Bäckereien, in denen du günstig einkaufen kannst. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist vor allem das Kopfsteinpflaster eine Herausforderung, da die Steine uneben und bei Regen rutschig sein können. Entlang der Hauptachsen und an der Uferpromenade gibt es jedoch glattere Wege sowie einige Hotels und Restaurants mit Rampen und barrierearmen Zugängen, sodass du dir je nach Bedarf gezielt passende Unterkünfte aussuchen kannst.

Punta del Este – Strände, Skulpturen und Sommernächte

Punta del Este liegt an der Atlantikküste im Departamento Maldonado, etwa zwei Stunden Busfahrt östlich von Montevideo, und ist der bekannteste Badeort Uruguays, in dem sich Hochhäuser, Yachthäfen und lange Sandstrände aneinanderreihen. Du stehst an der Uferpromenade, schaust auf moderne Apartmenttürme, teure Yachten und gleichzeitig auf einen sehr offenen Horizont über dem Meer. In den Sommermonaten von Dezember bis Februar platzt der Ort aus allen Nähten, wenn Urlauber aus Uruguay, Argentinien und Brasilien anreisen, um Sonne, Meer und Nachtleben zu genießen. In dieser Zeit sind die Strände voll, Restaurants ausgebucht und die Straßen bis spät in die Nacht belebt. Im Rest des Jahres verläuft alles deutlich ruhiger und der Ort wirkt plötzlich wieder wie ein entspanntes Küstenstädtchen, in dem du ohne Menschenmassen am Strand spazieren kannst.

Luftaufnahme mit gelbem Leuchtturm, Wohnvierteln und Hafen von Punta del Este.
Leuchtturm und Skyline prägen das Panorama von Punta del Este – Bildnachweis: World Footage – iStock-ID: 2229317186

Du erreichst Punta del Este bequem mit dem Überlandbus oder mit dem Mietwagen von Montevideo. Der Busbahnhof liegt nahe am Zentrum, sodass du von dort aus vieles zu Fuß erkunden kannst. Entlang der Küste verläuft eine breite Promenade, an der du immer wieder an Stränden, Parks und Aussichtspunkten vorbeikommst. Wer etwas weiter hinaus möchte, nutzt lokale Busse oder Taxis, etwa Richtung La Barra oder zu ruhigeren Strandabschnitten hinter dem Zentrum. Die Stadt ist übersichtlich aufgebaut, mit einer Halbinsel, die sich in den Río de la Plata schiebt, und Wohnvierteln, die sich an der Küste entlangziehen. So kannst du deinen Tag leicht strukturieren, etwa morgens an einem Strand, nachmittags in einem anderen Viertel und zum Sonnenuntergang wieder an der Landzunge.

Die symbolträchtigsten Punkte sind die Strände Playa Mansa und Playa Brava, die sich an der Landzunge gegenüberliegen. Die Playa Mansa zeigt sich meist ruhiger, mit eher sanften Wellen und Blick auf die Bucht, während die Playa Brava dem offenen Atlantik zugewandt ist und oft kräftigere Brandung hat. An der Brava steht auch die berühmte Hand Skulptur, bei der Los Dedos aus dem Sand ragen und die zu den meistfotografierten Motiven des Landes gehört. Wenn du früh am Morgen kommst, hast du die Skulptur oft fast für dich, während tagsüber viele Besucher hier Fotos machen. Aktivitäten reichen vom Sonnenbaden und Schwimmen über Surfen, Stand up Paddling und Segeltouren bis hin zu Ausflügen per Boot auf die Inseln vor der Küste. Sehr beliebt ist außerdem der Ausflug zum weißen, am Fels klebenden Casapueblo bei Punta Ballena, der zugleich Museum, Hotel und Bühne für spektakuläre Sonnenuntergänge ist.

Langer Holzsteg über dem Sandstrand mit Blick auf die Hochhäuser von Punta del Este.
Ein Holzsteg führt am Stadtstrand von Punta del Este entlang – Bildnachweis: brupsilva – iStock-ID: 617880374

Am Abend füllen sich Restaurants, Bars und Clubs, vor allem in den Vierteln La Barra und entlang der Hafenpromenade. Du kannst bei einem Glas Wein oder einem Cocktail die Boote im Hafen beobachten, Fischern bei der Arbeit zusehen oder später ins Nachtleben eintauchen. Die Stimmung reicht von gehobenen Lokalen mit Meerblick bis zu einfachen Bars mit Musik und draußen stehenden Tischen. Kulinarisch findest du in Punta del Este fast alles, was das Herz von Strandurlaubern und Städtereisenden freut. Es gibt schicke Fusionsküche, Seafood Lokale mit frischem Fisch und Meeresfrüchten, Sushi Bars, italienische Klassiker mit Pasta und Pizza sowie klassische Parillas mit viel gegrilltem Fleisch. Tagsüber bieten viele Cafés Frühstück, Snacks und leichte Gerichte an, sodass du problemlos den ganzen Tag an der Küste verbringen kannst.

Preislich ist Punta del Este das teuerste Ziel in Uruguay. In der Hochsaison liegen Hotel und Restaurantpreise deutlich höher als im Rest des Landes und erreichen teilweise europäisches Niveau. Wenn du flexibel bist, profitierst du in der Nebensaison von deutlich günstigeren Angeboten, vor allem bei Apartments und Ferienwohnungen, die dann eine gute Option sind. Bezahlt wird fast überall mit Karte, vom Frühstück im Café bis zum Parkticket, trotzdem ist etwas Bargeld für Strandkioske, Märkte oder Busfahrten praktisch. In Sachen Sicherheit wirkt Punta del Este vergleichsweise entspannt, doch an vollen Stränden und in Nächten mit viel Trubel solltest du, wie überall, auf deine Wertsachen achten und keine teuren Gegenstände unbeaufsichtigt liegen lassen. Die Barrierefreiheit ist an der Promenade und in modernen Hotels relativ gut, viele Gehwege sind eben und es gibt Strandzugänge mit Holzstegen. Trotzdem bleiben weiche Sandbereiche und einzelne Bordsteine eine Hürde, wenn du mit Rollstuhl oder Kinderwagen unterwegs bist, sodass es sich lohnt, Wege und Zugänge vorab ein wenig zu planen.

Betonhand „La Mano“ am Strand von Punta del Este in Uruguay.
Die Hand-Skulptur ragt aus dem Sand von Punta del Este – Bildnachweis: fotoquique – iStock-ID: 499955804

Cabo Polonio – wilder Atlantik, Dünen und Seelöwenkolonie

Cabo Polonio liegt weiter östlich im Departamento Rocha und wirkt wie eine andere Welt, denn das kleine Dorf liegt mitten im Nationalpark auf einer Landspitze, umgeben von hohen Sanddünen, Felsen und langen, oft fast leeren Stränden. Es gibt keine asphaltierten Straßen, keine Straßenlaternen und nur begrenzt fließendes Wasser, sodass du schon bei der Ankunft merkst, dass hier vieles langsamer und einfacher funktioniert. Die wenigen Häuser bestehen aus einfachen Hütten, Hostels und Cabañas, die sich locker rund um den Leuchtturm gruppieren. Nachts siehst du bei klarem Himmel einen beeindruckenden Sternenhimmel und hörst meist nur die Brandung, den Wind und manchmal die Rufe der Seelöwen von den Felsen.

Die Anreise erfolgt mit dem Bus oder Mietwagen bis zum Parkeingang an der Ruta 10, wo eine Art kleines Terminal eingerichtet ist. Dort stellst du dein Auto ab und kaufst dein Ticket für einen der offiziellen Allrad Lkw, die die Besucher in festen Abständen über die Dünen bis ins Dorf bringen. Die Fahrt dauert nur wenige Minuten, fühlt sich aber wie ein kleiner Offroad Ausflug an. Eigenes Hineinfahren mit dem Auto ist nicht erlaubt, damit die Dünenlandschaft geschützt bleibt und das besondere, autofreie Ambiente erhalten wird. Viele Reisende bleiben zunächst nur eine Nacht, verlängern dann aber spontan, weil sie die Abgeschiedenheit und Ruhe schnell in ihren Bann zieht.

Luftaufnahme der Halbinsel Cabo Polonio mit Strandbuchten an der Atlantikküste Uruguays.
Cabo Polonio liegt wild zwischen Dünen und Meer – Bildnachweis: Michele Ricucci – iStock-ID: 2233161977

Die Aktivitäten in Cabo Polonio bestehen vor allem aus langsamen Dingen. Du läufst barfuß über den Strand, badest im Atlantik, legst dich in den Sand oder liest ein Buch in einer Hängematte. Bei gutem Wetter lohnt es sich, früh aufzustehen und zum Sonnenaufgang auf eine der Dünen zu steigen, wenn das Licht weich ist und das Dorf noch schläft. Ein Pflichtbesuch ist der Leuchtturm, von dessen Plattform du auf das Meer, die Dächer der Hütten und die Seelöwenkolonie blickst, die auf den Felsen vor der Küste lebt. Je nach Saison kannst du stundenlang beobachten, wie die Tiere sich sonnen, ins Wasser gleiten und wieder auf die Felsen klettern.

Im Dorf gibt es ein paar kleine Lokale und improvisierte Restaurants, in denen einfache Fischgerichte, Pasta, Pizza und vegetarische Optionen auf den Tisch kommen. Vieles wird frisch und unkompliziert zubereitet, oft in offenen Küchen oder auf kleinen Grills. Dazu trinkst du Bier, Wein, Limonade oder Mate, und da nur wenige Unterkünfte Generatoren oder Solaranlagen haben, sitzt du abends häufig im Kerzenlicht oder bei gedämpfter Beleuchtung. Wenn du Ruhe, Natur und ein bisschen Aussteiger Atmosphäre suchst, bist du hier genau richtig. Gleichzeitig solltest du wissen, dass der Ort eher etwas für Reisende ist, die auf Komfort verzichten können, denn WLAN, durchgehendes Warmwasser, stabile Handyempfangsqualität und Heizung sind nicht überall selbstverständlich.

Die beste Reisezeit ist von Oktober bis März, wenn es warm genug ist, um lange am Strand zu liegen und die Tage angenehm lang sind. In den Hochsommermonaten kann es lebhafter werden, doch selbst dann bleibt die Stimmung deutlich ruhiger als in großen Badeorten. Im Winter wird es kühler, windiger und oft auch nass, was einerseits eine rauere, sehr stimmungsvolle Atmosphäre schafft, andererseits aber weniger zum Baden einlädt. Zu dieser Zeit ist gute Kleidung wichtig, da der Wind auf der Landspitze sehr präsent sein kann.

Seelöwe liegt auf einem Felsen vor der Brandung bei Cabo Polonio in Uruguay.
Seelöwen sonnen sich auf den Felsen bei Cabo Polonio – Bildnachweis: Erlantz Pérez Rodríguez – iStock-ID: 1010871992

Sicherheit ist in Cabo Polonio vor allem eine Frage des Respekts vor der Natur. Du solltest auf starke Brandung achten, Strömungen ernst nehmen und dich gut vor Sonne und Wind schützen. Zu den Tieren der Kolonie hältst du Abstand, beobachtest sie nur von den markierten Bereichen aus und betrittst die Felsen nicht auf eigene Faust. Die kleine Gemeinschaft im Dorf selbst wirkt sehr friedlich, Diebstähle sind selten, trotzdem solltest du Wertsachen nicht offen liegen lassen. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist Cabo Polonio anspruchsvoll, da der Zugang über den Lkw erfolgt, der Untergrund überwiegend aus Sand besteht und es nur wenige befestigte Flächen gibt. Wenn du auf Rollstuhl oder Kinderwagen angewiesen bist, ist eine Reise dorthin nur mit sehr guter Vorbereitung oder als sehr kurzer Besuch sinnvoll. Auch beim Bezahlen solltest du planen und genug Bargeld dabeihaben, da Kartenzahlung nicht überall möglich ist und Geldautomaten fehlen.

Uruguay auf deiner Route durch Südamerika

Wenn du Uruguay mit diesen vier Orten bereist, bekommst du einen sehr runden Eindruck davon, wie vielseitig dieses kleine Land sein kann, ohne dass du hunderte von Kilometern zurücklegen musst. Die Distanzen sind überschaubar, trotzdem ändert sich die Stimmung von Küstenpromenade zu Kopfsteinpflaster, von Hochhauskulisse zu Dünenlandschaft. So kannst du viel sehen, ohne dich jeden zweiten Tag in einen Nachtbus setzen zu müssen, und hast Zeit, an jedem Stopp anzukommen und deinen eigenen Rhythmus zu finden.

Hoher Leuchtturm mit weißen Gebäuden und der Aufschrift „Faro Polonio“ in Cabo Polonio.
Der Leuchtturm von Cabo Polonio wacht über die Küste – Bildnachweis: Manoela Bittencourt Bertelli – iStock-ID: 1345503111

In Montevideo erlebst du das Alltagsleben des Landes, Straßenmärkte, Kulturzentren und Bars, Mate an der Rambla und lange Sommerabende, an denen Familien bis spät am Wasser sitzen. Colonia del Sacramento fängt das romantische Licht des Río de la Plata in seinen schiefen Gassen ein, mit alten Stadtmauern, Leuchtturm und kleinen Plätzen, auf denen du stundenlang sitzen könntest. Punta del Este liefert dir breite Strände, Sonnenuntergänge, Wassersport und, wenn du magst, ein wenig mondänes Flair mit Yachthafen und schicken Restaurants. Ganz anders fühlt sich Cabo Polonio an, wo dir die Natur und der Sternenhimmel die Hauptrolle spielen und du viele Momente fast ohne Hintergrundgeräusch verbringst.

Dazwischen und daneben liegen noch viele weitere Orte, die du je nach Zeit und Interesse ergänzen kannst. Das lässige José Ignacio mit stilvollen, aber entspannten Strandlokalen, die Lagunen, Dünen und Strände von Rocha oder Estancias im Landesinneren, auf denen du einen Einblick in das bäuerliche Leben bekommst, lassen sich gut in eine Rundreise einbauen. Du kannst deine Route als klassische Küstentour planen, mit ein paar Tagen im Hinterland, oder du konzentrierst dich auf zwei bis drei Orte und reist dafür besonders langsam.

Luftaufnahme des großen Yachthafens vor der Skyline von Punta del Este.
Der Yachthafen von Punta del Este füllt die Bucht mit Booten – Bildnachweis: Rodrigo Guillenea – iStock-ID: 1967901370

Uruguay ist kein Land der lauten Superlative, sondern eher eines der leisen Momente, der freundlichen Begegnungen und der Tage, an denen du merkst, dass du langsamer geworden bist und trotzdem viel erlebt hast. Oft sind es die kleinen Dinge, die bleiben: ein Gespräch auf der Parkbank, der Blick über die Felder aus dem Busfenster, ein improvisiertes Asado im Hinterhof oder ein stiller Abend in einer Hängematte mit Blick aufs Meer. Viele Reisende empfinden genau diese Mischung als wohltuend, besonders wenn sie zuvor in größeren Städten wie Buenos Aires oder Rio unterwegs waren und hier ein wenig Gelassenheit suchen.

Plane bei deiner Reise, gerade in der Hochsaison, Unterkünfte und Transfers ein wenig im Voraus, vor allem an beliebten Küstenorten und in den Sommerferien. Gönn dir ruhig mehrere Nächte pro Ort, damit du nicht nur Sehenswürdigkeiten abhaken musst, sondern wirklich ins langsame Tempo hineinfindest. Wenn du magst, verbindest du Uruguay mit einem Abstecher nach Argentinien oder Brasilien und nutzt die Fähren und Grenzübergänge, die das Land so gut an seine Nachbarn anbinden. Vielleicht wird diese Route ja am Ende eine deiner stillen Lieblingsreisen, an die du wegen der Strände, Begegnungen und Abende an der Küste noch lange zurückdenkst.

Warst du schon einmal in Uruguay oder in einer der genannten Städte unterwegs und was hast du dort erlebt? Oder kennst du andere Städte und Länder in Südamerika? Wir freuen uns jederzeit über ein paar Kommentare und Reisegeschichten von dir.